Chancen und Risiken der Telemedizin

Fachzeitschriten wie die „Computerbild“ beschäftigen sich im Zuge der Digitalisierung mit Gesundheitsthemen. ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold wurde zur Telemedizin in der Ausgabe vom 21. Mai 2021 befragt.

Computerbild: „Wie bewerten Sie die Medikamenten-Verschreibung per App-Sprechstunde aus Apothekersicht?"

Mathias Arnold: „Da sehe ich große Gefahren. Arzneimittel sind hochdiffizile Produkte. Sie haben Nebenwirkungen, teils schwerwiegende, die sogar zum Tod führen können. Zum Schutz der Patienten gibt es daher ja die Verschreibungspflicht, und mit Ausstellung eines Rezepts übernimmt der behandelnde Arzt die medizinische Verantwortung."

Computerbild: „Wird ein Arzt dieser Verantwortung in der Video-Sprechstunde gerecht?"

Mathias Arnold: „Es macht einen Unterschied, ob ich zu meinem Hausarzt digital Kontakt aufnehme oder ob auf einer telemedizinischen Plattform ein Arzt sitzt, der den Patienten überhaupt nicht kennt. Oder noch schlimmer: Dahinter steckt eine unseriöse Plattform, womöglich aus dem Ausland, die mir als Mann sogar am Ende die Antibaby-Pille verkaufen würde, wenn ich ankreuze, dass ich eine Frau bin."

Computerbild: „Ist Patienten also von der Telemedizin grundsätzlich abzuraten?"

Mathias Arnold: „Sie birgt enorme Chancen: Gerade in Corona-Zeiten vereinfacht die Videosprechstunde zum Beispiel die erneute Verordnung eines Medikaments durch den Hausarzt. Die Bequemlichkeit der Telemedizin birgt aber eben die Gefahr, dass Laien sich selbst falsch einschätzen, weil sie die Risiken nicht im Hinterkopf haben, die es gibt. Einen grippalen Infekt sollte beispielsweise ein Arzt abhören, damit daraus nicht unbemerkt eine Lungenentzündung wird."

Die „Computerbild“ ist eine der auflagenstärksten Computerzeitschriften Deutschlands.

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