Berücksichtigung individueller Faktoren

So unterschiedlich wie unsere Augenfarbe ist, so vielfältig sind unser körpereigenes Enzymmuster, unser Immunsystem oder unser Gefühlsleben. Deswegen variieren auch Wirkung und Risiken eines Arzneimittels von Patient zu Patient. Daher ist es in der Patientenberatung mit allgemeinen Informationen „von der Stange“ nicht getan. Häufig müssen ganz individuelle Patientenmerkmale wie Allergien, Alter, Geschlecht, Gewicht oder Begleiterkrankungen berücksichtigt werden, die im Wechselspiel mit einer Medikation stehen. So dürfen bestimmte Arzneimittel bei speziellen Krankheitsbildern nicht angewendet werden. Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herzinsuffizienz dürfen zum Beispiel einige Medikamente gar nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. Eine eingeschränkte Nierenfunktion kann bei älteren Patienten zu Problemen mit einzelnen Medikamenten führen.

Bei der individuellen Beurteilung einer Medikation sind besondere physiologische Zustände (Schwangerschaft, Stillzeit) ebenso zu berücksichtigen wie der Lebensstil des Patienten (Zigarettenkonsum, Leistungssport) oder bestehende Allergien. Sie können gegen den Einsatz eines bestimmten Präparates sprechen, man bezeichnet das als Kontraindikation. Zusätzlich können sich einzelne Arzneimittel in ihrer Wirkung gegenseitig beeinflussen. Die Wirkung kann dabei verstärkt, aber auch abgeschwächt werden. Ursache dafür können chemische Wechselwirkungen der Arzneistoffe untereinander sein. Aber auch die Beeinflussung der körpereigenen Stoffwechselwege durch die Wirkstoffe ist denkbar. Bestimmte Antibiotika können den Abbau von oralen Kontrazeptiva („Antibabypille“) so stark beschleunigen, dass ein Empfängnisschutz nicht mehr gewährleistet ist. Ähnliche Wechselwirkungen können zwischen Arzneimitteln und Nahrungsmitteln auftreten. Im Magen des Patienten kann sich das in Milchprodukten enthaltene Calcium mit bestimmten Antibiotika zu einem unlöslichen Komplex verbinden. Der Wirkstoff kann dann nicht mehr vom Körper aufgenommen werden.

Von Anwendungsbeschränkungen wegen bestimmter Vorerkrankungen über Unverträglichkeiten durch Allergien bis hin zu Wechselwirkungen zwischen Medikamenten untereinander und / oder mit Nahrungsmitteln: Um potenzielle Risiken der Arzneimitteltherapie zu erkennen, brauchen Apotheker viele Informationen. Aktuelle und valide Daten zum Arzneimittel gehören ebenso dazu wie die möglichst genaue Kenntnis des Patienten und seiner speziellen Situation. Vieles erfährt der Apotheker erst im vertraulichen Gespräch oder auf spezielle Nachfrage beim Patienten. Aber auch die auf einer Kundenkarte gespeicherten Daten können helfen, individuelle Besonderheiten des Patienten zu berücksichtigen. Ein Medikationsplan liefert Daten zu den verwendeten Arzneimitteln. Um die Datenflut zu Neben­ und Wechselwirkungen zu beherrschen, braucht es indes spezielle Datenbanken, mit denen man die richtigen Antworten aus Millionen Datensätzen herausfiltern kann. Für eine patientenspezifische Arzneimittelrisikoprüfung müssen diese Informationen vor der Medikamentenabgabe möglichst schnell zur Verfügung stehen und dem Patienten auf verständliche Art und Weise vermittelt werden.