Infektiologie – was ist das?

Die Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer hat den Bereich "Infektiologie" am 28. April 2015 in ihre Musterweiterbildungsordnung aufgenommen und Empfehlungen zu den Inhalten und zum Ablauf dieses neuen Weiterbildungsbereiches verabschiedet. Damit wurde der Grundstein für eine neue Qualifizierungsmöglichkeit gelegt, die sich hauptsächlich an Apotheker und Apothekerinnen in Krankenhaus- und krankenhausversorgenden Apotheken richtet.

"Infektiologie" ist dabei definiert als der Bereich der Pharmazie, der sich mit der Behandlung und Prävention von Infektionserkrankungen beschäftigt und insbesondere die Pharmakotherapie mit Antiinfektiva sowie Strategien zur Sicherung eines rationalen Antiinfektivaeinsatzes umfasst. Die Weiterbildung soll dazu befähigen, Ärzte, Pflegepersonal und Patienten zum pharmakotherapeutischen Einsatz der Antiinfektiva fachlich kompetent zu beraten, was sowohl die geeignete Substanzwahl als auch die Erarbeitung patientenindividueller Dosierungsschemata und die Bewertung arzneimittelbezogener Probleme umfasst. Weitere Schwerpunkte der Weiterbildung sind ABS-Strategien zur Sicherung einer rationalen Antibiotika-Anwendung und Hygiene im Krankenhaus.

Wie läuft die Weiterbildung ab?

Wer diese Weiterbildung beginnen möchte, meldet sich bei der zuständigen Apothekerkammer an. Voraussetzung ist die Berufstätigkeit als Apotheker/in in einer geeigneten Einrichtung. Als solche gelten Krankenhaus- und krankenhausversorgende öffentliche Apotheken. Die Entscheidung, ob auch andere Einrichtungen geeignet sind, trifft die zuständige Apothekerkammer.

Während der 12-monatigen Weiterbildungszeit sind Seminare in einem Umfang von 100 Stunden zu absolvieren. Zusätzlich sind verschiedene praktische Anforderungen zu erfüllen wie die Optimierung der Antiinfektiva-Dosierung für Patienten auf Grundlage patientenspezifischer Daten, die Teilnahme an Stationsvisite oder infektiologischem Konsildienst und Entwicklung von patientenindividuellen Vorschlägen zur antiinfektiven Arzneimitteltherapie, die Erfassung und Bearbeitung von ärztlichen und/oder pflegerischen Anfragen zur antiinfektiven Arzneimitteltherapie und die Durchführung einer Antiinfektiva-Verbrauchsanalyse. Aus den Ergebnissen dieser Aufgaben ist ein Optimierungskonzept zur Sicherung einer rationalen Antiinfektiva-Verordnung für die Einrichtung zu erarbeiten.

Seminare

Die Apothekerkammern haben sich bundesweit auf einheitliche Seminarinhalte geeinigt. Diese vermitteln das notwendige Know how insbesondere zur Pharmakotherapie und medikamentösen Prophylaxe von Infektionskrankheiten, zur Anpassung der Dosierung von Antiinfektiva, über Krankheitsbild, Erreger, Übertragungswege, Standardtherapie und -diagnostik von wichtigen Infektionskrankheiten sowie zu den Grundlagen von Antibiotic Stewardship (ABS).