Martin Schulz zum Hype über Abnehmspritzen

Abnehmspritzen haben einen regelrechten Hype in den Medien ausgelöst. Was sagen Fachleute dazu? Der Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Arzneimittel der ABDA, Prof. Dr. Martin Schulz macht deutlich, dass es falsche Vorstellungen zu den Abnehmspritzen gibt. Es gebe den Wunsch, so ein Mittel zu nehmen und ansonsten weiterzumachen wie bisher, sagte Schulz auf einer Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am Donnerstag (21.3.) in Berlin. Schulz ist außerdem Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker.

Tatsächlich müsse die Einnahme eingebettet sein in ein Gesamtkonzept mit Lebensstilveränderungen, etwa Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, sagte DDG-Vizepräsidentin Julia Szendrödi vom Universitätsklinikum Heidelberg. Werde das Medikament abgesetzt, steige das Gewicht ansonsten wieder an. Es geht um sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten wie unter anderem Semaglutid, die in der breiten Öffentlichkeit mit Bezeichnungen wie Abnehmspritze bekannt wurden

Bei allen GLP-1-Rezeptoragonisten gebe es außerdem weiterhin und voraussichtlich auch noch das ganze Jahr "massive Versorgungsengpässe", sagte Schulz auf der PK laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa, der auch von SPIEGEL ONLINE aufgegriffen wurde. Den enormen weltweiten Anstieg der Nachfrage könnten Hersteller bisher nicht bedienen. Folgen der hohen Nachfrage sind demnach unter anderem gefälschte Rezepte, außergewöhnlich hohe Verordnungsmengen auf normalen Rezepten und Verordnungen durch fachfremde Ärzte. Diese Mittel hätten einen Wert auf dem internationalen Schwarzmarkt. Gefälschte Spritzen seien in Deutschland "ziemlich sicher" nicht bei Patienten angekommen. Es habe sich um umetikettierte Insulin-Pens gehandelt. "Das ist eine Katastrophe für die Menschen, die sich auf die Arzneimittelsicherheit in Deutschland verlassen", sagte Schulz. Apotheken hätten jede einzelne Packung öffnen müssen, um die Echtheit zu prüfen.