Apotheken lindern Lieferengpässe

Von Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer

Eine Definition von Verbraucherschutz besagt, dass Produkte für die Kundinnen und Kunden beschafft und dazugehörige Dienstleistungen angeboten werden. Im Gesundheitswesen kann jedoch der Verzicht auf diesen Verbraucherschutz, das heißt auf Diagnose oder Therapie und somit auch auf die Arzneimitteltherapie, im Extremfall ein lebensgefährliches Risiko sein.

Lieferengpässe bei wichtigen Arzneimitteln sind leider schon seit Jahren trauriger Alltag in den Apotheken zulasten der Patientinnen und Patienten, aber auch der Apothekenteams. Mit viel Engagement, Fachkompetenz und Zeitaufwand kämpfen die Beschäftigten in den Apotheken jeden Tag aufs Neue dafür, dass trotz Lieferengpässen die Patientinnen und Patienten mit anderen, für sie geeigneten Arzneimitteln versorgt werden und sie ihre Arzneimitteltherapie nicht unterbrechen müssen.

Seit gut drei Jahren gelten gesetzliche Sonderregeln, die es den Apotheken erlauben, schnell und unbürokratisch ein passendes Ersatzprärat für das nicht lieferbare Medikament zu finden. Diese Regelungen laufen aber am 31. Juli 2023 aus. Sie sollen in das neue Lieferengpassgesetz überführt werden, das sich derzeit im Gesetzgebungsverfahren befindet. Mit diesem werden zwar einige für die Versorgung wichtige Punkte aufgegriffen. Allerdings wird eine große Chance verpasst – nämlich die Apotheken zu stärken und somit das Problem zu lindern. Denn sofern die Lieferengpässe nicht über Nacht wie durch ein Wunder verschwinden, müssen sie auf absehbare Zeit zumindest bestmöglich gemanagt werden.

Das können nur die Apothekenteams, aber dafür brauchen sie auch künftig den größtmöglichen Entscheidungs- und Handlungsspielraum bei der Auswahl, Abgabe und Zubereitung von Medikamenten. Zudem brauchen sie ein vernünftiges Zusatzhonorar für das Engpassmanagement, um die zusätzlichen Personalkosten zu stemmen. Verbraucherschutz ist nicht zum Nulltarif zu haben und besonders rund um die Gesundheit muss er der Gesellschaft auch etwas wert sein.

(erschienen: "der freie beruf" 2/2023)