Warum schließen in letzter Zeit so viele Apotheken?

Die gute Nachricht lautet: Für alle Menschen in Deutschland ist die Arzneimittelversorgung derzeit gesichert – ob sie an der Ostseeküste oder im Schwarzwald leben, ob sie Kinder oder Senioren sind, ob sie ein chronisches Leiden haben oder akut erkrankt sind. Die schlechte Nachricht lautet dagegen: Die Zahl der Apotheken geht immer weiter zurück – und das auch noch mit steigendem Tempo.

So ist die Zahl der Apotheken zum Jahresende 2023 auf das Allzeittief von 17.571 gesunken. Das sind fast 500 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor – und das ist der größte jährliche Verlust an Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik. Auch im Vergleich zu anderen Ländern wird die Dramatik der Entwicklung deutlich: Mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liegt die Apothekendichte in Deutschland weit unter dem europäischen Durchschnitt, wo 32 Apotheken 100.000 Einwohner versorgen können.

Jede Apotheke, die schließt, ist ein Verlust. Für die Patientinnen und Patienten werden die Wege weiter – und ohne Apotheken wären das Management der Lieferengpässe und die Einführung des E-Rezeptes für viele Menschen kaum zu verkraften. Trotz dieses großen Bedarfs müssen viele Inhaberinnen und Inhaber aufgeben, weil ihnen die wirtschaftliche Basis wegbricht. So ist das gesetzlich festgeschriebene Honorar für die Abgabe von verordneten Medikamenten seit 20 Jahren auf demselben Niveau geblieben. Bei steigenden Energie- und Lohnkosten sinkt das Betriebsergebnis vieler Apotheken trotz steigender Umsätze.

So wird auch für den pharmazeutischen Nachwuchs die Neugründung oder Übernahme einer Apotheke immer unattraktiver. Selbst angestellte Apothekerinnen und Apotheker können anderswo - beispielsweise in der Industrie - leicht mehr verdienen. Die Lösung für dieses Dilemma liegt auf der Hand: Wenn die Politik in Berlin das Honorar erhöht, können die Apotheken nicht nur überleben, sondern auch junge Fachkräfte anziehen. Dann würde die gute Nachricht so lauten: Die Versorgung ist nicht nur jetzt, sondern auch künftig gesichert.

(Autor: Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA; erschienen in "Das Apotheken Magazin" / Ausgabe 01. April 2024)

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