Overwiening: "Statt Wahlkampf haben wir eher Wahlkrampf erlebt"

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening schreibt in ihrer Kolumne in der "Neue Apotheken Illustrierte" über den "Wahlradar Gesundheit" und fordert im Wahlkampf mehr über Sachthemen zu disktutieren.

"Verfolgt man die ersten Wochen des Bundestagswahlkampfes in diesem Sommer, der größtenteils gar kein richtiger Sommer war und in einigen Teilen des Landes durch sintflutartige Regenfälle viel Leid über die Menschen gebracht hat, dann wird vor allem sichtbar, was fehlt: Eine intensive und inhaltsreiche Debatte um die Themen, die in den kommenden vier Jahren wichtig sein werden. Statt Wahlkampf haben wir eher Wahlkrampf erlebt mit hitzigen Debatten darüber, wer in seinem Lebenslauf getrickst oder geschönt, wer sich in welchem Buch mit fremden Zitaten und Gedankengut geschmückt hat oder wer zu welchem Anlass unangebracht gelacht hat. Die zunehmende Zuspitzung kleinster Details über das Internet verstärken diesen Trend, den wir ja leider auch schon aus dem anglo-amerikanischen Raum kennen. Donald Trump lässt grüßen. Genau das aber dürfen wir unseren zukünftigen Volksvertreter*innen nicht durchgehen lassen: Einen Wahlkampf ohne Sachthemen gilt es zu verhindern. Vor dem Kreuzchen brauchen wir alle Orientierung, wofür die zur Wahl stehenden Parteien und ihre Direktkandidaten denn einstehen. Schwarz auf Weiß können Sie alle das auch diesmal wieder, bezogen auf die Gesundheitspolitik, im "Wahlradar Gesundheit" der deutschen Apothekerinnen und Apotheker nachlesen. Um die Positionen der Direktkandidat*innen der großen Parteien CDU, CSU, SPD, FDP, Linke und Grüne in jedem der 299 Wahlkreise in Deutschland einzusammeln, haben die Apotheker*innen vor Ort jeweils als ehrenamtliche Botschafter*innen ihren jeweiligen Kandidat*innen sogenannte Positionsabfragen zu lokalen und regionalen, aber auch bundespolitisch bedeutsamen Themen geschickt. Über die Antworten können Sie sich alle auf der Webseite www.wahlradar-gesundheit.de sowie auf Facebook, Twitter und Instagram informieren. Mit einem Klick auf das Bundesland und den entsprechenden Wahlkreis erhalten Sie alle Antworten von den bis zu 1500 angeschriebenen Direktkandidat*innen. So können Sie sich als Wählerin und Wähler selbst eine Meinung zur Gesundheitspolitik vor Ort in Ihrem Wahlkreis bilden. Jetzt könnte man sich fragen: Es gibt doch auch noch weitere Themen, über die Gesundheitspolitik hinaus, die uns bei der Bundestagswahl beschäftigen? Na klar: Gesundheitspolitik ist nur ein Thema, aber es ist aus Sicht der Deutschen immerhin das aktuell zweitwichtigste. Zwei Drittel der Deutschen (68 Prozent) messen der Gesundheits- und Pflegepolitik eine große bis sehr große Bedeutung bei ihrer Stimmabgabe zur Bundestagswahl am 26. September bei, die nur von der Sozialund Rentenpolitik (71 Prozent) übertroffen wird. Derweil rangieren Themen wie Wirtschafts- und Steuerpolitik (61 Prozent), Bildungs- und Forschungspolitik (58 Prozent) oder Klima- und Umweltpolitik (57 Prozent) weit dahinter. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YOUGOV unter mehr als 2000 Menschen ab 18 Jahren. Hier zeigt sich ganz sicher auch, dass die Menschen in der Corona-Krise erlebt haben, wie wichtig Gesundheit und Gesundheitsversorgung für sie sind, gerade in der Apotheke vor Ort. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Sie den Wahlradar Gesundheit kräftig nutzen und am 26. September von ihrem demokratischen Recht, wählen zu gehen, Gebrauch machen." (ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in ihrer Kolumne in der Neue Apotheken Illustrierte, 15.09.2021)

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