Lieferengpässe: Apotheker gefragt

Der Präsident der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Dr. Georg Engel, war gestern Abend zu Gast im „Nordmagazin“ des NDR. Engel leitet die Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Greifswald und wurde zum Thema Lieferengpässe eingeladen. „Das ist ein tatsächliches Problem. Vor einigen Jahren hätte man es sich nicht vorstellen können, dass wir mal darum kämpfen müssen, Arzneimittel kaufen zu können“, erklärte Engel. Die Produktion von Arzneimitteln sollte wieder verstärkt nach Europa zurückverlegt werden, sagte er, und betonte: „Die Rabattverträge, die die Krankenkassen schließen, sollten mindestens 3 Anbieter umfassen, um eine gewisse Sicherheit in der Versorgung zu haben“. Engel berichtete dann auch aus dem Krankenhausalltag: „Meine Kollegen verwenden viel Zeit darauf, mögliche Lieferengpässe auszugleichen. Die machen es aber so gut, dass die Ärzte in der Regel gar nicht merken, mit welchen Engpässen wir zu kämpfen haben“.

Mathias Arnold nimmt ebenfalls die Rabattverträge ins Visier. Der ABDA-Vizepräsident sagte der „Welt“: „Wir sollten die Rabattverträge überdenken. Die Krankenkasse darf sich nicht von einem einzigen Hersteller abhängig machen. Bei einigen besonders stark betroffenen Medikamenten muss man generell von diesen Sparwerkzeugen abrücken.“

Andreas Baumgertel ist der Sprecher der rund 30 Cottbuser Apotheken. Im Interview mit dem Radiosender „Antenne Brandenburg“ erklärte er, dass einiges noch durch das Engagement der Apotheker ausgeglichen werden kann. „Aber wenn man wirklich eine hochqualitative Versorgung aufrecht erhalten möchte, müsste man überlegen, ob man die zwei Dinge, also Grundstoffherstellung und Monopolisierung durch Neuansiedlung von Produktionsstätten in Europa oder in Deutschland relativieren kann“, sagte Baumgertel. Er glaube nicht, dass sich in absehbarer Zeit die Gesamtproblematik entspannen werde. „Es werden weiterhin neue Medikamente mit Lieferschwierigkeiten dazu kommen, es werden auch mal wieder welche lieferbar sein. Das wird uns noch lange beschäftigen“, so der Apotheker. Im Moment habe man Schwierigkeiten mit bestimmten Antidepressiva, bei Antiepileptika und im Bereich der Onkologie, also bei der Behandlung von Krebserkrankungen.

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