Kleine Wunden gut versorgen

Kleine Schnitt- und Schürfwunden kann man sich schnell mal zuziehen. Wie und mit welchen Mitteln aus der Hausapotheke man sie gut versorgt, erklärt Apotheker Dr. Hannes Müller, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Bundesapothekerkammer, im Interview mit der "Neue Apotheken Illustrierte". Das Gespräch wurde im Heft vom 1. Juli veröffentlicht.

NAI: "Herr Dr. Müller, wie sollte man eine kleine, blutende Wunde reinigen und desinfizieren?"

Müller: "Wenn man sich beim Zwiebelschneiden in den Finger geschnitten hat, blutet es zunächst sehr stark. Im ersten Schritt ist es also  wichtig, das Blut aufzufangen, zum Beispiel mit einem Handtuch. Die Wunde reinigt sich durch das Blut von selbst. Innerhalb weniger Minuten hört die Blutung bei Schnittwunden von selbst auf, da die Blutgerinnung einsetzt. Desinfektionsmittel sind bei Schnittverletzungen ein Kann, aber kein Muss. Anders sieht es aus, wenn Schmutz in die Wunde gekommen ist, zum Beispiel bei der Gartenarbeit oder wenn man sich das Knie auf der Straße aufgeschürft hat. Da empfehle ich, die Wunde zuerst zu reinigen, etwa unter fließendem Wasser, und im Anschluss großzügig nicht-alkoholische Desinfektionsmittel aufzutragen."

NAI: "Braucht man stets eine Wundabdeckung? Und welche eignen sich am besten?"

Müller: "In der Generation meiner Oma hieß es bei Wunden 'Lass Luft dran, das muss trocknen'. Das ist schon seit Langem überholt. Heute weiß man, dass Wunden in einem feuchten Milieu besser und schneller heilen. Spezielle Wundauflagen oder Wundgele, die es in jeder Apotheke rezeptfrei gibt, schaffen ein feuchtes Wundmilieu. Darin können die Hautzellen besser und schneller nachwachsen. Ein Beispiel für solche Pflaster sind Blasenpflaster für die Füße. Die feuchten Pflaster bleiben einige Tage auf der Wunde oder so lange, bis sie von selbst abfallen. Bei allen kleinen Wunden außer Schnittverletzungen würde ich zu feuchten Wundauflagen raten. Das klassische »trockene« Pflaster, das jeder kennt, heißt korrekt Wundschnellverband. Es ist nur bei kleinen Schnittwunden ausreichend, denn diese heilen in der Regel komplikationsfrei. Ich würde es häufig wechseln, an einem Finger zum Beispiel mehrmals am Tag."

NAI: "Wann sollte man mit einer Wunde zum Arzt gehen?"

Müller: "Wenn eine Wunde nicht innerhalb weniger Tage besser wird oder der Wundrand sehr rot ist, sollte man einen Arzt aufsuchen. Klar ist auch: Hört die Blutung nicht von selbst auf, muss die Wunde professionell versorgt werden."

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