Alltag in der Hilfsmittel-Versorgung

Das ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" zieht eine Bilanz des vor gut einem Jahr in Kraft getretenen Terminservice- und Versorgungsgesetzes. Mit dem TSVG wurden unter anderem Ausschreibungen für medizinische Hilfsmittel abgeschafft. Damit sollte der Preiskampf um das billigste Angebot beendet werden. Die Autoren des TV-Beitrags haben aber einen „Kampf um Hilfsmittel“ festgestellt. Die Sparpolitik der Kassen werde auf dem Rücken der Pflegebedürftigen ausgetragen, heißt es. So müsse die Protagonistin des Beitrags, eine 92-jährige Frau, nur noch mit der Hälfte ihrer bisherigen Monatsmenge an Inkontinenzeinlagen auskommen. Auch in der Apotheke des DAV-Patientenbeauftragten, Berend Groeneveld, stehen immer wieder Kunden, die verzweifelt nach Hilfsmitteln fragen. Von dem neuen Gesetz hatte er sich viel versprochen, doch bei der Umsetzung hapere es gewaltig, erklärt er im Interview: „Wir sind weitestgehend in vielen Teilen der Hilfsmittelversorgung nicht mit im Boot. Im Einzelnen fangen Verhandlungen mit kleinen Krankenkassen an, aber die großen Krankenkassen möchten doch an der Struktur festhalten, die sie bisher hatten, zentrale Versorgung, Versorgung über den günstigsten Preis." Statt die Verträge wie früher auszuschreiben, müssten die Krankenkassen laut neuem Gesetz eigentlich offene Verhandlungen mit den Leistungserbringern führen. Doch Berend Groeneveld erlebt es anders: „Also die Verhandlungen sind ausgesprochen zäh, auf Grund der Preissituation, die im Moment noch am Markt vorherrscht. Und viele Krankenkassen möchten gerne den Preis auf dem Ausschreibungsniveau, was vorher da war, einfrieren. Das lässt sich mit einer Versorgungssituation über die Fläche, kleinteilig, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche nicht vereinbaren." Für Berend Groeneveld gehören alle Patienten versorgt: „Wir müssen, wenn wir die Versorgungsstruktur vor Ort stärken wollen, auch zulassen, dass von diesem Niedrigstpreisniveau abgewichen werden kann. Aber diese Erkenntnis ist in der Krankenkassenwelt leider noch nicht angekommen. Natürlich ist der Spardruck bei den Krankenkassen extrem groß, aber wir müssen auch die Qualität der Versorgung und die Menschlichkeit der Versorgung mitbewerten und ich glaube, das kommt heute zu kurz." Den Beitrag von "Plusminus" haben wir verlinkt.

zurück zur Übersicht