Radiosendung über Apotheken

Nachwuchssorgen von Apotheken auf dem Land sind auch in Niedersachsen ein großes Thema. Apothekern gelingt es immer seltener, Nachfolger für ihren Betrieb zu finden. Die Radio Bremen-Sendung „Bremen zwei unterwegs“ hat sich mit dem Aderlass von Offizinen am Mittwochabend beschäftigt. Das Talkformat kam aus der friesischen Gemeinde Sande und zwar direkt aus dem Ortsteil Neustadtgödens. Die Gäste: Ingeborg Borchers, Apothekerin aus Sande-Neustadtgödens, Dr. Rolf Bruns vom Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV), Professor Dr. Gerd Glaeske, bekannter Gesundheitsökonom von der Universität Bremen und Hanna Naber, die SPD-Abgeordnete im Niedersächsischen Landtag ist. Nach Angaben des LAV wurden in Niedersachsen seit 2009 mehr als 100 Apotheken geschlossen. Allein in Ost- und Nordfriesland seien es über 20 gewesen, berichtete Dr. Rolf Bruns. Eindrucksvoll beschrieb Ingeborg Borchers, wie sie ihre Apotheke im Jahr 2009 schließen musste. Damals gab es schon lange Jahre keinen Arzt mehr in dem Ort, so Borchers. Der Versandhandel habe ihr dann auch zugesetzt. Der Umsatz sei „enorm zurückgegangen, es war nicht mehr zu verantworten, weiter zu machen“, berichtet die ehemalige Apothekeninhaberin, die im Alter von 72 Jahren ihre Offizin zusperren musste. Damit war die Diskussion über das Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente (Rx-Versandverbot) eröffnet. Für Dr. Rolf Bruns vom Landesapothekerverband Niedersachsen sind Versandapotheken nicht notwendig: „Apotheken im ländlichen Raum bieten einen zuverlässigen und wesentlich schnelleren Botenservice an. Wenn Medikamente nicht vorrätig sein sollten, liefern wir das in aller Regel noch am selben Tag den Patienten aus.“ Die SPD-Landtagsabgeordnete Hanna Naber machte deutlich, dass sie ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Medikamente unterstützt. Im Landeskoalitionsvertrag zwischen SPD und CDU stehe, dass Niedersachsen das Rx-Versandverbot mittrage. Außerdem bekenne sich die Koalition in Hannover zum Fremd- und Mehrbesitzverbot. Professor Dr. Gerd Glaeske war anderer Meinung. Für ihn gibt es keinen Grund, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zu verbieten. Der Wissenschaftler nannte stationäre Apotheken zwar „unverzichtbar“ für die Versorgung, aber nur, wenn es eine gleichmäßige vernünftige Beratung und Betreuung gebe. Dr. Rolf Bruns vom Landesapothekerverband Niedersachsen konterte mit einem Bericht der Stiftung Warentest vom Herbst vergangenen Jahres: „Die Qualität der Beratung ist in den Versandapotheken nachweislich nicht besser ist als in den öffentlichen Apotheken, sondern schlechter.“

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