Rote Hand-Brief zu Multaq® (Dronedaron)
Die Firma Sanofi-Aventis Deutschland GmbH informiert in einem Rote-Hand-Brief, der mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgestimmt wurde, über vorläufige Studienergebnisse zu Dronedaron, die auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hinweisen. Eine klinische Studie (PALLAS), die Hochrisikopatienten mit permanentem Vorhofflimmern (VHF) untersucht hat, wurde aufgrund eines häufigeren Auftretens schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (kardiovaskulär bedingter Tod, Schlaganfall, kardiovaskulär bedingte Krankenhauseinweisungen) bei Patienten, die Dronedaron erhielten, vorzeitig beendet (siehe auch Pharm. Ztg. Nr. 29 vom 21. Juli 2011, Seite 89).
Die aktuell vorliegenden Daten sind vorläufig. Weitere Empfehlungen zur Anwendung von Dronedaron werden im September veröffentlicht, da die Ergebnisse einen Einfluss auf die Anwendung in der zugelassenen Indikation haben könnten. Sanofi-Aventis möchte in der Zwischenzeit die verordnenden Ärzte an die aktuelle Indikation erinnern:
Multaq® ist angezeigt bei erwachsenen, klinisch stabilen Patienten mit nicht permanentem Vorhofflimmern (VHF), um ein Wiederauftreten von Vorhofflimmern zu verhindern oder die ventrikuläre Herzfrequenz zu senken.
Den verordnenden Ärzten wird empfohlen, ihre Patienten regelmäßig zu überwachen, um sicherzustellen, dass die Behandlung innerhalb der zugelassenen Indikationen erfolgt und das Vorhofflimmern auch weiterhin nicht permanent ist oder dass keine anderen Kontraindikationen aufgetreten sind.
Verordnende Ärzte sollten die Gegenanzeigen und Warnhinweise, die in der Fachinformation genannt sind, beachten. In Bezug auf das kardiovaskuläre Risiko sind hier insbesondere die folgenden relevant:
- Multaq® ist kontraindiziert bei Patienten mit Bradykardie < 50 Schläge pro Minute und bei Patienten in hämodynamisch instabilem Zustand, einschließlich Patienten mit Symptomen einer Herzinsuffizienz in Ruhe oder bei minimaler Belastung (entsprechend NYHA-Klasse IV oder instabilen Klasse-III-Patienten).
- Multaq® wird nicht empfohlen bei stabilen Patienten mit einer Herzinsuffizienz NYHA-Klasse III oder mit linksventrikulärer Auswurfleistung (LVEF) < 35 %.
- Wenn sich eine Herzinsuffizienz entwickelt oder verschlechtert, sollte das Aus- oder Absetzen des Präparates in Betracht gezogen werden.
- Die INR (International Normalised Ratio) sollte nach der Initiierung von Dronedaron bei Patienten, die Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, gemäß deren Angaben in der Fachinformation engmaschig überwacht werden.
Die PALLAS-Studie wurde durchgeführt, um den klinischen Nutzen von zweimal täglich 400 mg Dronedaron zusätzlich zur Standardtherapie bei Patienten mit permanentem Vorhofflimmern und weiteren Risikofaktoren zu untersuchen. In PALLAS sind Patienten mit permanentem Vorhofflimmern definiert als Patienten mit seit mindestens 6 Monaten vor Randomisierung bestehendem permanentem Vorhofflimmern/flattern und mit der Entscheidung von Arzt und Patient, das VHF ohne weitere Maßnahmen zur Wiederherstellung eines Sinusrhythmus weiterbestehen zu lassen. Die Patienten mussten zusätzlich weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren aufweisen.
Die Studie hatte zwei kombinierte coprimäre Endpunkte:
- schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (Schlaganfall, systemische arterielle Embolie, Myokardinfarkt oder kardiovaskulärer Tod)
- kardiovaskulär bedingte Krankenhauseinweisungen oder Tod jedweder Ursache.
Am 5. Juli 2011 hat das PALLAS Datenmonitoring Kommittee (DMC) die entblindeten Daten überprüft und festgestellt, dass ein signifikant häufigeres Auftreten von Ereignissen in der Dronedaron-Gruppe zu beobachten ist, sowohl für die coprimären Endpunkte als auch für kardiovaskulär bedingte Krankenhausaufenthalte, alle Herzinsuffizienz-Ereignisse und Schlaganfälle. Auf Basis dieser vorläufigen Daten hat das DMC empfohlen die PALLAS-Studie zu stoppen und Patienten, die in dieser Studie eingeschlossen waren, wurden angewiesen, die Studienmedikation umgehend abzusetzen. Das Nutzen-Risiko-Profil von Multaq® wird derzeit vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bewertet und weitere Empfehlungen werden im September 2011 veröffentlicht. Den vollständigen Wortlaut des Rote-Hand-Briefes finden Sie auf der Homepage des BfArM unter dem angegebenen Link. Verdachtsfälle von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die in Verbindung mit der Anwendung von Multaq® stehen, melden Sie bitte an das BfArM, Kurt Georg Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn, unter der Telefaxnummer 0228 2075207, oder über das Internet oder an den pharmazeutischen Unternehmer Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, unter der Telefaxnummer 0180 2222011.
Für weitere Fragen oder Informationen wenden Sie sich bitte an Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Postanschrift: Postfach 80 08 60, 65908 Frankfurt am Main unter der Telefonnummer 0180 2222010* , der Telefaxnummer 0180 2222011* oder per E-Mail unter medinfo.de(at)sanofiaventis.com (*0,06 €/Anruf deutsches Festnetz; Mobilfunkpreise max. 0,42 €/min).
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können Sie ebenfalls per Berichtsbogen an uns einsenden. Quelle
www.bfarm.de/SharedDocs/1_Downloads/DE/Pharmakovigilanz/roteHandBriefe/2011/rhb_multaq2.pdf?__blob=publicationFile PZ 31/11