Multiple aktinische Keratosen nach langjähriger topischer Anwendung von Tacrolimus (Protopic®): Aus der UAW-Datenbank

Die AkdÄ informiert in einer Drug Safety Mail über einen 43-jährigen Patienten, der seit seiner Kindheit an einem atopischen Ekzem leidet, das über Jahre topisch mit Kortikosteroiden behandelt wurde, so dass die betroffenen Hautareale atrophiert sind. Seit Anfang 2006 wendete der Patient Protopic® Salbe 0,03 % an. Die Häufigkeit der Anwendung ist unklar. Bei der Aufnahmeuntersuchung zu einer stationären Rehabilitation im September 2009 fallen münzgroße, schuppende, rötlich gefärbte, erhabene Hautareale an den Unterarmen dorsalseitig auf. Eine histologische Untersuchung bestätigt den klinischen Verdacht auf multiple aktinische Keratosen. Die Behandlung mit Protopic® wird daraufhin auf Ecural® Fettcreme umgestellt und eine Therapie der aktinischen Keratosen mit Imiquimod (Aldara® Creme) eingeleitet.

Tacrolimus ist ein Immunsuppressivum und gehört wie Ciclosporin und Pimecrolimus zur Gruppe der Calcineurin-Inhibitoren. Diese vermindern die Aktivierung von T-Zellen durch Zytokine und antigenpräsentierende Zellen sowie die Bildung von proinflammatorischen Zytokinen. Systemisch wird es zur Prophylaxe und Behandlung der Transplantatabstoßung angewendet.

Als topische Zubereitung ist Tacrolimus zugelassen zur Behandlung des mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems, wenn herkömmliche Therapien, wie topische Kortikosteroide, nicht ausreichend wirksam waren oder nicht vertragen wurden. Aktinische Keratosen sind auf die Epidermis begrenzte Neubildungen der Haut, die durch chronische Lichteinwirkung induziert werden.

Die UV-Bestrahlung verändert die DNS und vermindert die Reparaturkapazität. Wenn die veränderten Zellen durch die Basalmembran in die Lederhaut vordringen, hat der Übergang in ein invasives spinozelluläres Karzinom begonnen. Aktinische Keratosen werden daher als Präkanzerose oder Carcinoma in situ angesehen. Als Risikofaktoren für die Entwicklung aktinischer Keratosen gelten vor allem berufliche Tätigkeiten mit hoher Sonnenlichtexposition, ein höheres Lebensalter, ein heller Hauttyp sowie eine Immunsuppression. Im vorliegenden Fall liegt bei dem betroffenen Patienten hinsichtlich Alter, Beruf und Hauttyp (Lichttyp III, Mischtyp, mittlere Hautfarbe) kein auffälliges Risikoprofil für die Entwicklung aktinischer Keratosen vor. Daher kommt ein kausaler Zusammenhang mit der langjährigen Gabe des immunsuppressiv wirksamen Tacrolimus in Betracht. Hinsichtlich der unklaren Anwendungshäufigkeit besteht der Verdacht, dass der Patient höhere Dosen als empfohlen aufgetragen und so möglicherweise den immunsuppressiven Effekt verstärkt hat. Zur Erhaltungstherapie bei Erwachsenen wird in der Fachinformation empfohlen, Protopic® Salbe 0,1 % zweimal pro Woche einmal täglich auf üblicherweise betroffene Bereiche aufzubringen.

Die FDA hat 2005 vor dem Hintergrund von Einzelfallbeschreibungen, Tierversuchen und wegen des Wirkmechanismus von Calcineurin-Inhibitoren auf ein potenzielles Krebsrisiko von Tacrolimus und Pimecrolimus auch bei der topischen Anwendung hingewiesen und eine entsprechende Warnung in die Produktinformationen aufgenommen. Bislang hatte sich in Untersuchungen bei Menschen der Verdacht auf ein erhöhtes Krebsrisiko bei topischer Anwendung von Calcineurin-Inhibitoren nicht bestätigt.

Quelle:
www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/2011-147.html PZ 11/11