Leberversagen mit Todesfolge im Zusammenhang mit Temozolomid (aus der UAW-Datenbank)
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist in einer Drug Safety Mail vom 8. April 2011 auf den Fall eines 67-jährigen Patienten hin, bei dem im November 2009 ein Glioblastom festgestellt wurde. Der Tumor wurde entfernt und eine kombinierte Radiochemotherapie mit Temozolomid eingeleitet. Mitte Januar 2010 musste der Patient wegen Verschlechterung des Allgemeinzustandes und Ikterus stationär aufgenommen werden.
Temozolomid (Temodal®) ist zugelassen für die Behandlung von Patienten mit erstmalig diagnostiziertem Glioblastom, zunächst begleitend zur Radiotherapie und anschließend als Monotherapie in adjuvanten Zyklen. Die Zulassung von Temozolomid schließt auch Patienten mit einem malignen Gliom ein, das nach Standardtherapie rezidivierte oder progredient war. Neben Temozolomid nahm der Patient zu diesem Zeitpunkt Dexamethason und Pantoprazol ein. Der Laborbefund ergab erhöhte Werte der Transaminasen, der Gamma-GT, des Bilirubins und des C-Reaktiven Proteins (CRP). Eine Pneumonie wurde mit Amoxicillin-Clavulansäure behandelt. Temozolomid wurde abgesetzt, da es als mögliche Ursache für den Leberschaden eingestuft wurde. Der Patient verstarb wenige Tage später. Der Kausalzusammenhang des Leberversagens mit Temozolomid wurde im beschriebenen Fall von der AkdÄ als „möglich“ eingestuft. In der Datenbank des deutschen Spontanmeldesystems (gemeinsame Datenbank des BfArM und der AkdÄ) sind weitere Fälle erfasst, die auf eine Hepatotoxizität von Temozolomid hindeuten. In den Fachinformationen sind erhöhte Leberwerte als häufige beziehungsweise gelegentliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen von Temozolomid aufgeführt. Die spontan gemeldeten Fälle sowie ein publizierter Fall können als Signal gewertet werden, dass dieses Medikament in sehr seltenen Fällen zu schweren Leberschäden führen kann. Daher ist eine Kontrolle der Leberwerte, zum Beispiel vier Wochen nach Therapieeinleitung und alle drei Monate während der Therapie angezeigt.
Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen können gerne per Berichtsbogen an uns einsenden. Quelle:
• www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/2011-151.html
• Leberversagen mit Todesfolge im Zusammenhang mit Temozolomid (Aus der UAW-Datenbank), Deutsches Ärzteblatt, Jg. 108, Heft 14 vom 8. April 2011