Big Pharma: Preis warnt vor Engpässen

Im Zollstreit geben die USA der Europäischen Union mehr Zeit. Das Weiße Haus teilte mit, dass Präsident Donald Trump die Frist für eine Einigung auf den 1. August verschoben hat. Auch die Pharmabranche bleibt weiter im Visier des US-Präsidenten, wie die "Berliner Zeitung" (6. Juli 2025) berichtet.

ABDA-Präsident Thomas Preis warnte gegenüber der Zeitung vor Versorgungsengpässen und steigenden Preisen für Medikamente. "Bei einem strengeren Vorgehen der USA besteht die große Gefahr, dass sich die ohnehin existierenden globalen Engpässe weiter verschärfen“, so Preis. Seit Jahren schon haben die rund 17.000 Apotheken hierzulande mit Versorgungsproblemen zu kämpfen. "Es fehlen hunderte Medikamente, darunter einige wichtige", sagte Preis: "Herzmedikamente zum Beispiel, Cholesterinsenker, Psychopharmaka, Medikamente gegen ADHS."

Bei einigen Wirkstoffen kann Deutschland die Versorgung nur durch Importe sicherstellen – unter anderem aus den USA. "Salbutamol für Asthma-Präparate gehört zu den betroffenen Wirkstoffen", so Preis. "Aber auch Kochsalzlösung muss importiert werden." Sie dient als Träger von Medikamenten, zum Spülen von Kathetern und Wunden oder zur Inhalation bei Atemwegserkrankungen.

Besonders stark von Importen abhängig ist Deutschland bei Generika. Das sind Arzneimittel, für die der Patentschutz abgelaufen ist. Die meisten Generika kommen aus China und Indien, aber auch aus den USA. "Es gibt dort zum Beispiel große Produktionsstätten für Ibuprofen", berichtet Preis.

"Wichtig sind die USA vor allem bei innovativen Arzneimitteln, die sehr viel kosten. Hochentwickelte Medikamente gegen Krebs zum Beispiel", so der ABDA-Präsident. Allerdings: "Die Arzneimittelpreise für innovative Medikamente sind in den USA sehr viel höher als in Europa", sagt Preis. "Eine Angleichung der Preise könnte dazu führen, dass diese Medikamente in Europa noch teurer werden. Möglicherweise kämen sie in Europa auch später an, weil man zunächst die Mehrkosten scheut oder die Hersteller Nachteile für den US-Markt vermeiden wollen."

Verhängen nun die USA auf Geheiß von Trump hohe Zölle auf Medikamente, trifft das zwar vor allem den Absatz aus Europa nach Übersee. Sie würden aber auch hiesige Unternehmen in Schwierigkeiten bringen, die den deutschen Markt versorgen, heißt es in dem Artikel. "Sie könnten sich gezwungen sehen, weniger zu produzieren oder mehr Geld für ihre Produkte zu verlangen“, meinte der ABDA-Präsident.

Europa hat das inzwischen erkannt, will bei der Produktion von Medikamenten unabhängiger werden, Produktionsanlagen in die EU verlagern. "Diese Umstellung wird allerdings sehr lange dauern", sagte Preis. "In der Zwischenzeit ist es sehr wichtig, dass das System der öffentlichen Apotheken gestärkt wird, damit Patientinnen und Patienten ausreichend mit Medikamenten versorgt werden können." Apotheken müssten die nötige Freiheit haben, schnell zu reagieren. "Sie brauchen mehr Möglichkeiten, fehlende durch gleichwertige Medikamente zu ersetzen. Vor allem durch erhöhte Anforderungen der Krankenkassen bei der Abrechnung der Arzneimittel werden den Apothekerinnen und Apothekern hohe bürokratische Hürden auferlegt."

Jede Apotheke, rechnete Preis vor, muss durchschnittlich weit mehr als 20 Stunden pro Woche aufwenden, um Lieferengpässe auszugleichen. "Diese Zeit geht für die engere Betreuung der Patientinnen und Patienten verloren. Das können wir uns in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel nicht leisten".

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