Thomas Preis im großen SZ-Interview
ABDA-Präsident Thomas Preis hat mit der "Süddeutschen Zeitung" (16. Dezember 2025) über die vom Bundesgesundheitsministerium geplante Apothekenreform, den Versandhandel und die Arzneimittel-Lieferengpässe gesprochen.
Zum Einstieg des Interviews mit Redakteurin Elisabeth Dostert ging es um die Apothekenreform und die bislang nicht vorgesehene Honorarerhöhung: "Es steht ja auch im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, dass die Apotheken wirtschaftlich gestärkt werden müssen. Da stehen sogar konkrete Zahlen drin. Die Politik muss jetzt Wort halten", so Preis. "Andere Spieler im Gesundheitswesen haben gesetzliche und vertragliche Regelungen, die vorsehen, dass ihr Honorar jährlich mit den Krankenkassen verhandelt und angepasst wird. Das ist bei den Ärzten so und bei den Krankenhäusern, aber nicht bei uns", fügte er hinzu.
Beim Versandhandel wurde der ABDA-Präsident ebenfalls deutlich: "Es laufen viele Klagen. Weil die ausländischen Versender täglich tausendfach deutsches Recht missachten." Die Politik müsse handeln, so Preis: "Sie hat den Versandhandel vor mehr als 20 Jahren zugelassen und damit einen gefährlichen Systembruch zugelassen, der die Versorgung in Deutschland gefährdet. Mit dem E-Rezept ist die Gefahr noch größer geworden." Man brauche eher mehr als weniger Apotheken. Was man nicht brauche, seien ausländische Versandapotheken.
Angesprochen wurden auch die Lieferengpässe von Arzneimitteln. "Seit zwei Jahren kämpfen wir mit einem Versorgungsengpass bei Salbutamol, ein Asthmaspray. Das gibt es in Deutschland quasi gar nicht mehr. Es gibt auch keine gleich gute Alternative. Die Versorgung wird durch Importe aus Spanien, Kanada und Brasilien sichergestellt. Das müssen wir den Patienten, die in die Apotheken kommen, erklären. Das zahlt auch niemand. Auch dafür brauchen wir insgesamt mehr Geld", sagte Preis mahnend.
Irgendwas sei immer knapp. Preis: "Einige Medikamente wird es in Zukunft vielleicht gar nicht mehr geben." Als Beispiel nannte er Humaninsulin, weil einige Hersteller die Produktion eingestellt hätten bzw. einstellen wollen. "Humaninsuline sind sehr preiswert, die Produktion lohnt nicht mehr. Aber es gibt Alternativen, sogenannte Insulinanaloga", so Preis. Aber die Patienten müssten umgestellt werden, damit steige der Beratungsbedarf in der Apotheke.