PZ-Interview: Tisch ordnet Apothekenreform juristisch ein

Der Geschäftsführer Recht der ABDA, Lutz Tisch, sieht das gesamte System der Arzneimittelversorgung durch das Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) in Gefahr. Das machte Tisch im Video-Interview mit der "Pharmazeutischen Zeitung" (26. November 2025) deutlich.

Die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante PTA-Vertretungsregelung ist nach Tischs Befürchtung nicht weniger als ein Türöffner zum Fremdbesitz. "Es geht uns ja nicht darum, dass wir in irgendeiner Form Zweifel an der Qualifikation oder an dem wichtigen Beitrag der PTAs in den Apotheken haben", sagte er. "Sondern es geht darum, wenn wir diesen Berufsvorbehalt auflösen, dass wir dann das Gesamtsystem in Frage stellen", fügte Tisch hinzu.

Der Gesetzentwurf adressiere das zwar nicht und Ministerin Nina Warken bekenne sich immer wieder öffentlich zum Fremdbesitzverbot. Die geplanten Vertretungsregelungen würden aber Fragen aufwerfen. "Und diese Frage wird sich die Rechtsprechung stellen, wenn ein Nichtapotheker sagt: 'Ich will jetzt auch eine Apotheke betreiben.'"

Wie beim Versandhandel befürchtet Tisch, dass systemisch zu viele Rechtsfragen aus einer so weitreichenden Änderung resultieren. "Wir haben ja auf der anderen Seite nicht irgendwelche Schlafmützen sitzen, sondern aktive Marktteilnehmer, die auf der Grundlage von ausgefeilten Geschäftsideen planen."

Tisch fasst zusammen: "Also das Potenzial der Schädigung ist extrem hoch. Und der Entwurf ist natürlich einem Ministerium zuzuordnen, das muss man einfach mal feststellen." Die Frage sei, ob die drohenden Konsequenzen vom BMG überhaupt in vollem Umfang gesehen würden. "Deswegen versuchen wir mit aller Kraft, unsere Argumente weiter vorzutragen und haben die große Hoffnung, dass der Kabinettsentwurf die notwendigen Korrekturen vorsieht." Dies sei nun abzuwarten. "Ansonsten geht es hier um viel, um sehr viel für den Berufsstand und für die inhabergeführte öffentliche Apotheke."