Hepatitis im Zusammenhang mit Sitagliptin bei vorbestehender nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (aus der UAW-Datenbank)
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist in einer Drug Safety Mail vom 11. Juni 2010 auf den Fall eines 65-jährigen Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus hin, der Anfang 2008 mit 100 mg Sitagliptin pro Tag behandelt wurde. Die Dauermedikation bestand aus Metformin, ASS, Fenofibrat, Lisinopril sowie einem Kombinationspräparat aus Bisoprolol und Hydrochlorothiazid, da der Patient zusätzlich unter einer arteriellen Hypertonie, einer Fettstoffwechselstörung und einer KHK litt. Im März 2008 wurden erhöhte Leberwerte bei dem Patienten festgestellt.
Sitagliptin ist ein orales Antidiabetikum, das über die Inkretinhormone den Blutzucker beeinflusst. Die beiden Inkretinhormone Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und Glucose-dependent-insulinotropic Peptid (GIP) werden nach Stimulation durch Nahrungsaufnahme von Zellen der Darmschleimhaut sezerniert. GLP-1 und GIP beeinflussen den Glukosestoffwechsel unter anderem durch eine blutzuckerabhängige Stimulierung der Synthese und Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse sowie die Unterdrückung der Glukagon-Sekretion. Die Inkretine haben eine kurze Halbwertszeit von drei bis fünf Minuten. An ihrem Abbau ist unter anderem die Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4) beteiligt. Sitagliptin hemmt die DPP-4 und führt so zu einer Erhöhung der Plasmaspiegel und Verstärkung der Effekte von Inkretinen.
Sitagliptin ist seit 2007 in Deutschland verfügbar und zugelassen für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2, wenn Diät und Bewegung allein oder eine Behandlung mit anderen oralen Antidiabetika den Blutzucker nicht ausreichend senken. Es kann als Monotherapie bei Patienten eingesetzt werden, für die Metformin nicht geeignet ist, sowie als Kombinationspartner bei Zwei- oder Dreifachtherapien mit Metformin, einem Sulfonylharnstoff oder einem PPAR?-Agonisten (Rosiglitazon, Pioglitazon). Sitagliptin ist auch zur Kombination mit Insulin zugelassen.
Sowohl aufgrund der klinischen Befunde als auch nach gängigen Scores zur Bestimmung des Kausalzusammenhangs zwischen einem bestimmten Arzneimittel und einem Leberschaden kann im vorliegenden Fall von einem "wahrscheinlichen" Zusammenhang mit Sitagliptin ausgegangen werden. In der Datenbank des deutschen Spontanmeldesystems (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ) sind 92 Verdachtsberichte unerwünschter Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit Sitagliptin erfasst, darunter weitere Meldungen von Leberwerterhöhungen.
In der Fachinformation von Sitagliptin-haltigen Arzneimitteln sind Leberschäden, Transaminaseerhöhungen oder andere unerwünschte Wirkungen an der Leber nicht aufgeführt. Die Informationen aus der UAW-Datenbank zeigen jedoch, dass Sitagliptin in sehr seltenen Fällen ursächlich für eine Transaminasenerhöhung beziehungsweise eine schwerwiegende Hepatitis sein kann. Bei Patienten, die unter einer Behandlung pathologische Leberwerte oder klinische Zeichen einer Hepatitis entwickeln, sollte diese Differenzialdiagnose in Erwägung gezogen werden.
Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen können Sie jederzeit per Berichtsbogen an uns einsenden. Quelle:
www.akdae.de/Arzneimittelsicherheit/DSM/2010-101.html PZ 24/10