Der große Coronagipfel

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, Gesundheitsminister Jens Spahn und Kassenärzte-Chef Andreas Gassen haben der "Bild am Sonntag" (8. März) ein gemeinsames Interview gegeben. Es ging um Medikamente, Desinfektionsmittel und die Frage, ob es Tote wegen des Corona geben wird. Die Fragen an Friedemann Schmidt und seine Antworten haben wir noch einmal zusammengefasst.

Bild am Sonntag: Wenn spezialisierte Arztpraxen, etwa für Dialysepatienten, wegen Corona dichtmachen müssen, gibt es nicht überall Ersatzstrukturen. Werden Risikopatienten sterben müssen, weil die Versorgung zusammenbricht?

Friedemann Schmidt: „Die Strategie, im Kampf gegen das Virus Zeit zu gewinnen, ist bislang in Deutschland sehr erfolgreich. Wir konnten den Moment des tatsächlichen Ausbruchs nach hinten schieben. So haben wir jetzt erste Erkenntnisse gewonnen, was man tun kann. Erste Therapien werden erprobt. Jeder Tag, den wir gewinnen, ist wichtig!“

Bild am Sonntag: Herr Schmidt, droht uns ein Medikamentennotstand? Viele Zusatzstoffe von Medikamenten kommen ja aus China, wo die Lieferketten wegen des Virus unterbrochen sind.

Schmidt: „Arzneimittel-Lieferengpässe gibt es ja schon länger, zusätzliche Engpässe wegen Corona stellen wir bislang nicht fest. Wir werden aber sicherlich im Laufe des Jahres die Folgen der ausgefallenen Lieferungen aus China zu spüren bekommen. Mittelfristig müssen wir Maßnahmen treffen, um unsere Abhängigkeit von Lieferungen aus China zu verringern. Das muss aber auf europäischer Ebene geregelt werden. Es ist wichtig, diese totale Abhängigkeit bei einzelnen Wirkstoffen zu beenden, auch wenn Medikamente dann teurer werden.“

Bild am Sonntag: Bei den Desinfektionsmitteln wurde jetzt die Erlaubnis erteilt, dass die Apotheken sie selbst herstellen dürfen.

Schmidt: „Ja. Voraussetzung dafür war die Genehmigung, dass Industriealkohol genutzt werden darf. Denn der ist ausreichend in Deutschland vorhanden. In wenigen Tagen ist Händedesinfektionsmittel wieder in den meisten Apotheken verfügbar. Für private Haushalte sind 100 Milliliter völlig ausreichend.“

Empfehlen Sie, auf den Besuch von Veranstaltungen wie Kinobesuche zu verzichten?

Schmidt: „Es kommt auch auf das persönliche Risiko an. Wer wegen Alter oder Vorerkrankung schlechter mit einer Infektion umgehen könnte, sollten auch mal eine Veranstaltung auslassen. Das gilt übrigens auch während einer Grippewelle.“