Groeneveld: "Das Schiff Apotheke ist nicht mehr im richtigen Fahrwasser"

Am Mittwoch (08.11.) protestierten die norddeutschen Apotheken für bessere Rahmenbedingungen für die Arzneimittelversorgung. In ganz Norddeutschland blieben deshalb die Apotheken geschlossen. Die Notfallversorgung wurde am Protesttag ausschließlich über die Notdienstapotheken gewährleistet. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) rief an diesem Tag gemeinsam mit den Verbänden Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu einer zentralen Kundgebung um 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz) in Hannover auf. Mehr als 3.000 Apothekerinnen und Apotheker nahmen teil.

"Seit über zehn Jahren wurde das Apothekenhonorar nicht angepasst. Mit dem GKV-Finanzierungsgesetz und den daraus folgenden Einsparungen ist das Apothekenhonorar jetzt auf dem Stand von 2004. Will die Bundesregierung die Qualität der Arzneimittelversorgung durch das Apothekennetz halten, muss die Bundesregierung in das Apothekensystem investieren. Was wir brauchen, ist eine finanzielle Stärkung und weniger Bürokratie – und zwar jetzt!", sagte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV, in einer Pressemitteilung.
"Wir wollen unseren Versorgungsauftrag erfüllen, und das tun wir und unsere Apothekenteams gerne und mit voller Leidenschaft. Der Staat hat uns diesen Versorgungsauftrag erteilt, er muss aber auch dann dafür sorgen, dass wir Apothekerinnen und Apotheker davon leben können. Das ist aber durch die steigenden Kosten und die Einsparungen nicht mehr der Fall! Wir kämpfen deshalb für eine Stabilisierung der Arzneimittelversorgung vor Ort", so Groeneveld.

Und weiter: "Das Schiff Apotheke ist nicht mehr im richtigen Fahrwasser. Wir sind nicht mehr in Seenot, sondern wir sind auf Grund gelaufen. Warum? Weil der Kurs nicht stimmt, weil der Leuchtturm Bundesgesundheitsministerium keine Signale mehr sendet. Wie sollen wir Kurs halten, wenn wir keine Signale bekommen? So geht es nicht weiter! Dass wir heute hier in Hannover so zahlreich vertreten waren, zeigt deutlich, dass die Bundesregierung endlich die Apotheken vor Ort finanziell stärken muss. Alle Apotheken stärken! Jetzt!"
Als Redner waren neben Berend Groeneveld, Dr. Andreas Philippi (Niedersächsischer Gesundheitsminister), Volker Meyer (Mitglied des Niedersächsischen Landtages) und Christian Burgdorf (Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes Niedersächsischer Apotheken) auf der Bühne.

Die zentrale Kundgebung war der Auftakt des bundesweiten Protestmonats der Apothekerinnen und Apotheker. Im Laufe des Monats werden weitere Proteste jeweils mittwochs in Dortmund, Stuttgart und Dresden stattfinden.

In Schwerin gingen am gestrigen Mittwoch etwa 600 Apothekerinnen und Apotheker, Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie ihre Teams gegen die aktuelle Gesundheitspolitik der Bundesregierung auf die Straße. Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbands Mecklenburg-Vorpommern (AVMV), wies nach Angaben der "Pharmazeutischer Zeitung" auf das weiter bestehende Problem der Lieferengpässe und der 50-Cent-Pauschale zur Bewältigung der Krise hin.