ABDA-Präsident beim Bundeskongress Gender-Gesundheit
Von der Beachtung geschlechterspezifischer Besonderheiten profitieren Patientinnen und Patienten gleichermaßen. Dies betonte ABDA-Präsident Thomas Preis in einer Podiumsdiskussion auf dem 5. Bundeskongress Gender-Gesundheit in Berlin am 5. Juni 2025. "Dieses Thema ist in der Apotheke sehr präsent und spielt bei vielen Arzneimitteltherapien eine Rolle, sowohl bei verordneten Arzneimitteln als auch gerade in der Selbstmedikation. Apothekerinnen und Apotheker berücksichtigen geschlechtsspezifische Beratungsaspekte daher ganz besonders", so Preis. In der Apotheke vor Ort werden Patientinnen und Patienten von der Geburt bis ins Alter betreut. Das sei ein großes Feld.
Preis machte deutlich, dass die genderspezifische Beratung in den Apotheken sehr ernst genommen wird, beispielsweise bei der Notfallkontrazeption. Preis: "Etwa 97 Prozent der 'Pille danach' werden in der Apotheke vor Ort ohne Rezept abgegeben – mit einer ausführlichen Beratung.“ Der ABDA-Präsident erklärte, dass in Köln sozial benachteiligte Frauen die Möglichkeit haben, nach Verordnung von oralen Kontrazeptiva durch Ärzte des Gesundheitsamts diese ohne Bezahlung in Apotheken zu erhalten. Apotheken würden dann direkt mit der Stadt abrechnen. "Es soll nicht vom Geldbeutel abhängig sein, ob Frauen verhüten können. Man müsse auch über Lösungen nachdenken, dass Frauen in bestimmten Situationen die 'Pille danach' kostenlos in Apotheken erhalten können."
Auf die Frage nach der Integration von Lehrinhalten der Genderforschung in die Curricula der Bundesapothekerkammer sagte Preis: "Dass wir dies weiterhin aktiv vorantreiben, das ist ganz klar." Das Thema geschlechterspezifische Arzneimittelversorgung könne noch stärker in die Fort- und Weiterbildung integriert werden. Preis weiter: "Wir brauchen auch noch mehr genderspezifische Forschung bei Medikamenten. Bei neuen Medikamenten ist das jetzt der Fall. Aber wir haben noch 100.000 bereits zugelassene Arzneimittel, bei denen Fragen hierzu offen sind. Das muss aufgearbeitet werden."
Ein weiteres Thema, das von Moderator Dr. Albrecht Kloepfer angesprochen wurde, war die Prävention. "Da muss man einfach niedrigschwellig rangehen. Welcher 35-jährige Mann begibt sich schon anlasslos nur aus Präventionsgründen in eine Arztpraxis?“, fragte Preis. "Auch wenn es im 'Gesundes-Herz-Gesetz' des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach Punkte gibt, über die man medizinisch und wissenschaftlich streiten kann, der Grundgedanke Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen auszubauen sowie ein Voucher-System einzuführen und dieses niedrigschwellig auch in Apotheken umzusetzen, ist ein wirklich zielführender Gedanke", so der ABDA-Präsident. Präventions- und Früherkennungsmaßnahmen sollten zwischen Arztpraxen und Apotheken abgestimmt und koordiniert stattfinden. Auf diese Weise können möglichst viele Menschen niedrigschwellig erreicht und die gemeinsame Zielsetzung einer verbesserten Gesundheitsvorsorge verwirklicht werden.
Mit auf dem Podium saßen Andrea Galle (mkk – meine Krankenkasse), Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth (Hausärztinnen- und Hausärzteverband), Dr. med. Christiane Wessel (Kassenärztliche Vereinigung Berlin), Serdar Yüksel (MdB, SPD-Fraktion, AG Gesundheit) und Dr. Ute Teichert (Bundesgesundheitsministerium).

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