PZ 21/12 - Ausfällungen bei Carboplatin-haltigen Konzentraten zur Herstellung von Infusionslösungen
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Ausfällungen bei Carboplatin-haltigen Konzentraten zur Herstellung von Infu-sionslösungen
AMK/ Nachdem seit Anfang April dieses Jahres bereits Chargen mehrerer Carboplatin-haltiger Arzneimittel wegen Ausfällungen zurückgerufen wurden (siehe Pharm. Ztg. Nr. 17 vom 26. April 2012, Seite 141-142) informiert das BfArM nun auf seiner Website über das Problem. Bei Konzentraten zur Herstellung von Carboplatin-haltigen Infusionslösungen seien innerhalb der Laufzeit unter Anwendung der im Arzneibuch vorgeschriebenen Methode (Ph. Eur. 2.9.20) unlösliche, kristalline Partikel festgestellt worden. Es handele sich dabei vermutlich um Auskristallisierungen einer dimeren Form von Carboplatin, die einen geringen Kupferanteil aufwiesen. Trotz der Ausfällungen liege der Wirkstoffgehalt innerhalb der Produktspezifikationen. Betroffen sind Infusionskonzentrate mehrerer pharmazeutischer Unternehmer, die auf der Website des BfArM zu dieser Risikoinformation genannt sind. Die Ergebnisse zeigen, dass in vielen Chargen Partikel erkennbar sind, wobei sich aber kein Muster hinsichtlich der Herstellungsstätte des Wirkstoffes oder des Fertigarzneimittels, der Hilfsstoffzusammensetzung, der Primärverpackung oder der Lagerzeit ableiten lässt. Eine Ursache für diese Ausfällungen konnte bisher nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Bisher sind dem BfArM keine Nebenwirkungen in Zusammenhang mit den Carboplatin-Ausfällungen gemeldet worden, zumindest mittel- und langfristige Risi-ken können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Das BfArM hat alle pharmazeutischen Unternehmer, die Carboplatin-haltige Arznei-mittel in den Verkehr bringen, zu einer umfassenden Prüfung (nach Arzneibuch- und darüber hinausgehenden Methoden wie dem Einsatz von starken LED-Leuchten) dieser Arzneimittel auf sichtbare Partikel- bzw. Kristallbildung anhand von Rückstellmustern und zur Mitteilung der erzielten Ergebnisse aufgefordert. Die Chargen, in denen mit Hilfe der Arzneibuch-Methode Partikel gefunden wur-den, sind sämtlich vom Markt zurückgezogen worden. Diejenigen, in denen mit der speziellen LED-Leuchten-Methode Verunreinigungen gefunden wurden, sind teilweise vom Markt zurückgezogen worden. Bis die Ursache für die Ausfällungen gefunden wird und in der Produktion abgestellt werden kann, hält das BfArM folgende vorläufige Maßnahmen für erforderlich: • Verpflichtung der pharmazeutischen Unternehmer, die Rückstellmuster aller im Verkehr befindlichen Fertigarzneimittel mit der Arzneibuchmethode Ph. Eur. 2.9.20 und der genannten speziellen Methode unter Einsatz einer starken LED-Leuchte zu untersuchen.
• Sofortiger Rückruf sämtlicher Chargen, bei denen sichtbare Partikel oder reflektierende Kristalle festgestellt wurden.
• Überprüfung aller Rückstellmuster vor der Auslieferung von Chargen sowie in der Folgezeit mindestens alle 4 Wochen. Den Anwendern wird empfohlen, die bisher schon überwiegend eingesetzten Filte-rungen sowohl bei der Herstellung der anwendungsfertigen Infusionslösung als auch bei der Verabreichung flächendeckend durchzuführen. Im Hinblick auf möglicherweise auftretende Versorgungsengpässe weist das BfArM darauf hin, dass Cisplatin hinsichtlich der Wirksamkeit in vielen Fällen eine geeignete Alternative ist. Carboplatin ist aber aufgrund von Begleitkrankheiten, Komedikation und des Nebenwirkungsprofils für einen Teil der Patienten vorteilhaft oder sogar unverzichtbar. Bei der Überlegung zu Therapie-Alternativen sollten die entsprechenden Leitlinien onkologischer Therapien beachtet werden. Apotheken sollen alle Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen und Qualitätsmängel in Zusammenhang mit der Herstellung und Anwendung Carboplatin-haltiger Infusionslösungen per Berichtsbogen der Geschäftsstelle der AMK (www.arzneimittelkommission.de) melden. Alle Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen werden an das BfArM weiter geleitet; Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen können dem BfArM auch direkt gemeldet werden: Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, 53175 Bonn, Fax-Nr. 0228 2075207, Internet: www.bfarm.de/Pharmakovigilanz/Formulare. Quelle:
BfArM: Bildung von unlöslichen Partikeln bei Carboplatin-haltigen Arzneimitteln (www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/risikoinfo/2012/carboplatin.html)