PZ 18/12 Rote-Hand-Brief zu Fingolimod (Gilenya®): Aktualisierungen zur kardiovaskulären Überwachung bei Therapiebeginn

Die Firma Novartis Pharma GmbH weist in einem Rote-Hand-Brief auf die Aktualisierung der kardiovaskulären Überwachung bei mit Gilenya® behandelten Patienten hin. Das Präparat Gilenya® kann eine transiente Bradykardie verursachen und steht im Zusammenhang mit einem ungeklärten plötzlichen Tod bei einem Patienten 24 Stunden nach der Einnahme des Präparates. Über einen Rote-Hand-Brief von Novartis zu Maßnahmen, die bei allen Patienten vor der Erstgabe von Gilenya® zu treffen sind, berichtete die AMK in der Pharm. Ztg. Nr. 5 vom 2. Februar 2012, Seite 103. Fingolimod ist seit März 2011 in der EU zur Behandlung von Patienten mit hochaktiver schubförmiger-remittierend verlaufender Multipler Sklerose, wenn Beta Interferon unwirksam ist oder die Erkrankung rasch fortschreitet, zugelassen. Nach einer Nutzen-Risiko-Bewertung zu Gilenya® durch den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA treten ab sofort aktualisierte Empfehlungen in Kraft. Zusammen mit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt Novartis folgende Sicherheitsmaßnahmen:
Gilenya® wird nicht empfohlen bei Patienten mit:

  • Anamnestisch bekannten kardiovaskulären und zerebrovaskulären Erkrankungen wie zum Beispiel:
    o Symptomatischer Bradykardie, KHK, Herzinsuffizienz, Zustand nach Herzinfarkt, Herzstillstand oder Schlaganfall, unkontrollierte Hypertonie, schwerer Schlafapnoe, bestimmte Herzreizleitungsstörungen oder rezidivierende Synkopen
    oder
  • Herzfrequenz-senkender Medikation wie zum Beispiel:
    o Antiarrhythmika der Klasse Ia (zum Beispiel Chinidin, Disopyramid) oder Klasse III (zum Beispiel Amiodaron, Sotalol)
    o Beta-Blocker
    o Kalziumkanalblocker, die die Herzfrequenz verlangsamen können (zum Beispiel Verapamil, Diltiazem)
    o andere Wirkstoffe, die die Herzfrequenz verlangsamen können (zum Beispiel: Digoxin, Digitoxin, Ivabradin, Cholinesterasehemmer oder Pilocarpin)

Sollte eine Behandlung bei den oben genannten Patienten dennoch notwendig sein, werden die Konsultation eines Kardiologen, um gegebenenfalls auf ein nicht Herzfrequenz-senkendes Arzneimittel zu wechseln, und eine kardiovaskuläre Überwachung mindestens über Nacht empfohlen.
Die Behörden erließen zusätzliche Kriterien für eine verlängerte kardiovaskuläre Überwachung, falls die niedrigste Herzfrequenz erst am Ende des 6-stündigen Überwachungsintervalls erreicht sein sollte. In diesem Fall ist die Überwachung um mindestens zwei Stunden zu verlängern. Eine Verlängerung der Überwachung über Nacht wird empfohlen bei:

  • neu aufgetretenem AV-Block dritten Grades,
  • einer Herzfrequenz unter 45 Schläge pro Minute,
  • einem korrigierten QT-Intervall (QTc) von größer gleich 500 ms,
  • persistierendem, neu aufgetretenem AV-Block zweiten Grades, Typ Mobitz 1 (Wenckebach) oder höhergradigem AV-Block.

Die AMK empfiehlt den Apotheken, Ärzte und Patienten bei der individuellen Sicherstellung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), zum Beispiel in Form von Überprüfungen auf pharmakodynamische Wechselwirkungen von Gilenya® mit anderen Herzfrequenz-senkenden Arzneimitteln im Vorfeld der Erstgabe, zu unterstützen. Alle Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Fingolimod (Gilenya®) können per Berichtsbogen an die Geschäftsstelle der AMK gemeldet werden. Diese werden an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weitergeleitet. Meldungen nimmt auch die Novartis Pharma GmbH per Fax (0911 273 12985) oder per E-Mail (ams.novartis(at)novartis.com) entgegen. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an: Novartis Pharma GmbH, Infoservice, Roonstraße 25, 90429 Nürnberg, Telefon 0800 8436633 (kostenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz), Fax 0911 273 12160, E-Mail: Infoservice.novartis(at)novartis.com. Quelle:
BfArM, Rote-Hand-Brief, Aktualisierung der kardiovaskulären Überwachung zu Beginn der Therapie mit Gilenya (Fingolimod) bei Patienten mit schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/roteHBriefe/roteHandBriefe-node.html
EMA, Questions and answers on the review of Gilenya www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Medicine_QA/2012/04/WC500125689.pdf PZ 18/12