PZ 17/12 Stufenplanverfahren (Stufe II) zu SSRI-haltigen, trizyklischen Antidepressiva-haltigen, Venlafaxin- und Mirtazapin-haltigen Arzneimitteln.
Das BfArM hat die Zulassungen zu SSRI-haltigen, trizyklischen Antidepressiva-haltigen, Venlafaxin- und Mirtazapin-haltigen Arzneimitteln zum 15. August 2012 per Bescheid geändert. Die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe (PhVWP) hatte die Arzneimittelgruppen der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklischen Antidepressiva (TCA) sowie einige Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) wissenschaftlich neu bewertet, und zwar SSRI und TCA hinsichtlich des Risikos für das Auftreten von Knochenbrüchen, SSRI und Venlafaxin (SNRI) sowie Mirtazapin hinsichtlich des Risikos für das Auftreten einer primären pulmonalen Hypertonie bei Neugeborenen (PPHN) und Fluoxetin (SSRI) zusätzlich hinsichtlich des Risikos für das Auftreten von Fehlbildungen. Bezüglich des Risikos für das Auftreten von Knochenbrüchen unter einer Therapie mit trizyklischen Antidepressiva beziehungsweise SSRI können derzeit keine Schlussfolgerungen über den zugrundelegenden Mechanismus, zu einer Dosis-Wirkungsbeziehung oder zur Therapiedauer gezogen werden. Auslöser für die Bewertung des PhVWP waren eine Kohortenstudie, die ein zweifach höheres Risiko für Frakturen bei über 50 Jährigen über einen Zeitraum von fünf Jahren sowie zwei weitere Studien, die einen kausalen Zusammenhang zwischen einer SSRI-Therapie und reduzierter Knochendichte zeigten. Symptome einer primären pulmonalen Hypertonie bei Neugeboren, wie hohe Atemfrequenz und Zyanose, beginnen gewöhnlich 24 Stunden nach der Geburt. Man erwartet ein bis zwei Fälle von PPHN auf 1000 Geburten. Mechanistisch wäre eine Proliferation von glattmuskulären Zellen in pulmonalen Gefäßen denkbar. Obwohl es für Venlafaxin und Mirtazapin keine entsprechenden Studien gibt, kann laut BfArM ein potentielles Risiko, wenn man den zugehörigen Wirkmechanismus berücksichtigt, auch für diese Substanzen nicht ausgeschlossen werden. Das Signal für das erhöhte Risiko von kardiovaskulären Fehlbildungen unter einer Fluoxetinbehandlung basiert auf epidemiologischen Studien. Diese zeigen, dass das Risiko bei zwei statt einem Fall pro 100 Schwangerschaften für derartige Fehlbildungen liegt. Der Mechanismus der zu diesem Risiko führt ist unbekannt. Im Gegensatz zur PPHN sind nicht Frauen im zweiten bis letzten sondern im ersten Trimester (Organanlage) betroffen. Die Zulassungsbehörde ordnet an, dass in die Gebrauchsinformation und in die Fachinformation entsprechende Hinweise oder Warnhinweise aufgenommen werden, um bei der Anwendung oben genannter Arzneimittel eine unmittelbare oder mittelbare Gefährdung der Gesundheit von Mensch zu verhüten. Der Genaue Wortlaut der Änderungen wird auf der Homepage des BfArM unter www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/stufenplanverf/functions/Liste/stufenplanverfListe-node.html veröffentlicht.
Gegen den Bescheid kann schriftlich innerhalb eines Monats Widerspruch beim BfArM eingelegt werden. Quelle
BfArM an Pharmazeutische Unternehmer mit nationalen Zulassungen mit Deutschland als Reference Member State und Parallelimporte, nachrichtlich an Stufenplanbeteiligte (Korrespondenz) Abwehr von Gefahren durch Arzneimittel, Stufe II 1. SSRI und TCA: Risiko von Knochenbrüchen 2. SSRI, Venlafaxin und Mirtazapin: Risiko von primärer pulmonaler Hypertonie bei Neugeborenen (PPHN) 3. Fluoxetin: Risiko von Fehlbildungen; vom 18. April 2012