PZ 14/12 - Allgemeine Hinweise zu Ausflockungen in Adsorbat-Impfstoffen

Infromation
Allgemeine Hinweise zu Ausflockungen in Adsorbat-Impfstoffen
AMK/ Im aktuellen „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“ informiert das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über Ausflockungen als vermeintliche Qualitätsmängel bei Adsorbat-Impfstoffen. Da auch der AMK immer wieder Derartiges gemeldet wird, geben wir hier die Information des PEI in gekürzter Form wieder, ergänzt um eine Liste von betroffenen Impfstoffen (siehe Tabelle).

Adsorbat-Impfstoffe sind Suspensionen, deren unlösliche Partikel die wirksamen Bestandteile des Impfstoffs enthalten. Sie werden durch Mischung der Antigene mit Aluminiumhydroxid- oder Aluminiumphosphatgelen hergestellt; die Antigene werden durch Adsorption an die Aluminiumpartikel gebunden. Diese verstärken als Adjuvans die immunologische Wirkung. In den Gelen liegen die Aluminiumverbindungen als feine Partikel suspendiert vor. Die Partikelgrößen sind unter einem Mikrometer bis fünf Mikrometer groß. Eine sichtbare Trübung ist deshalb normal wie auch eine Sedimentation von Partikeln beim Stehenlassen. Je nach Formulierung des Impfstoffs können sich auch größere Agglomerate („Flocken“) bilden. Durch Schütteln soll vor der Applikation aber wieder eine homogene Suspension erzeugt werden können. Dabei kann in der Tat sehr kräftiges oder auch längeres Schütteln nötig sein. Der Impfstoff ist zu verwerfen, wenn dies nicht möglich ist. Es ist wichtig, vor der Applikation eine homogene, von sichtbaren Partikeln freie Suspension zu erzeugen, damit kein Wirkstoff in der Ampulle oder Fertigspritze bleibt.

Adsorbat-Impfstoffe sollen bei 2 bis 8°C gelagert werden. Besonders sensibel reagieren diese Präparate auf zu kalte Lagerung. Als mögliche Ursache für schwer resuspendierbare Agglomerate wird eine Lagerung unter 2°C angesehen. Das Einfrieren, auch kurzzeitig, zerstört die physikochemische Struktur der Adsorbate. Es bilden sich größere Partikel, die bei einer Applikation zu erheblich verstärkten Lokalreaktionen und zur Verringerung der Wirksamkeit führen. Einmal eingefrorene Adsorbat-Impfstoffe dürfen deshalb nicht mehr appliziert werden und sind zu verwerfen.

Wenn vermutet wird, dass ein Adsorbat-Impfstoff bei zu tiefer Temperatur gelagert worden ist, können zwei Tests durchgeführt werden. Voraussetzung bei beiden Tests ist, dass eine korrekt gelagerte Vergleichsprobe des Impfstoffs - idealerweise derselben Charge - verfügbar ist. Bei dem so genannten Schütteltest wird die Sedimentation einer korrekt gelagerten Probe mit der Sedimentation der verdächtigen Probe nach kräftigem Schütteln verglichen. Dabei setzen sich die nach dem Einfrieren größeren Partikel deutlich schneller und üblicherweise kompakter ab. Es handelt sich hierbei um eine zerstörungsfreie Prüfung; zumindest die Vergleichsprobe kann noch verimpft werden. Die gröbere Körnung der Partikel eines eingefrorenen Adsorbat-Impfstoffs im Vergleich zur bei 2 bis 8°C gelagerten Probe ist auch im Lichtmikroskop gut erkennbar. Der Nachteil dieses Tests ist, dass die Proben anschließend nicht mehr nutzbar sind. Er ist eher als Bestätigung des Schütteltests zu sehen, besonders, wenn es um die Entscheidung geht, größere Mengen Impfstoff mit Auffälligkeiten zu vernichten.

In der Fachinformation sind in folgenden Abschnitten hierzu wichtige Hinweise zu finden: Das Aussehen wird in Kapitel 3 (Darreichungsform) beschrieben. Informationen zur Haltbarkeit und der Haltbarkeit im Gebrauch befinden sich in Kapitel 6.3. Dort wird auch auf die Stabilität nach Rekonstitution eingegangen, wenn der Impfstoff vor der Applikation erst aus einem Lyophilisat hergestellt werden muss. Die Lagerbedingungen werden in Kapitel 6.4 behandelt. Hinweise zur Beseitigung und zur Handhabung des entsprechenden Impfstoffs werden in Kapitel 6.6 gegeben. Dort finden sich die Informationen zur Vorgehensweise beim Herstellen der Suspension beziehungsweise Instruktionen zum Mischen von Komponenten. Mögliche physikalische Veränderungen sowie notwendige Maßnahmen werden erläutert.

Tabelle: Adsorbat-Impfstoffe auf dem deutschen Markt (Quelle: ABDA-Datenbank, Stand 21. Februar 2012, ohne Gewähr auf Vollständigkeit)

Boostrix Auffrischimpfung

 

 

 

Boostrix Polio

 

 

 

Covaxis

 

 

 

Diphtherie-Adsorbat-Impfstoff Behring NF

 

 

 

Havrix 1440

 

 

 

Havrix 720 Kinder

 

 

 

Hepatyrix

 

 

 

Infanrix hexa

 

 

 

Infanrix

 

 

 

Infanrix-IPV+Hib

 

 

 

Pentavac

 

 

 

Repevax

 

 

 

Revaxis

 

 

 

Td-Immun Injektionssuspension

 

 

 

Td-Impfstoff Merieux

 

 

 

Td-pur

 

 

 

Td-Rix

 

 

 

Tetanol pur

 

 

 

Tetanus-Impfstoff Merieux

 

 

 

Twinrix Erwachsene

 

 

 

Twinrix Kinder

 

 

 

Vaqta 50 E/ml

 

 

 

Vaqta Kinder 25 E/0,5 ml

 

 

 

Viatim Doppelkammerfertigspritze

 

 

 

Quelle:

Paul-Ehrlich-Institut: Ausgabe 1/2012 des Bulletin zur Arzneimittelsicherheit (www.pei.de/cln_092/nn_154420/SharedDocs/Downloads/fachkreise/sik-bulletin-dl/2012/1-2012,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/1-2012.pdf)