20/14 Informationen: BfArM: Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse bei hohen Dosen von Simvastatin
BfArM: Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse bei hohen Dosen von Simvastatin AMK / Das BfArM hat eine Veränderung der Textpassagen der Fachinformationen von Simvastatin-haltigen Arzneimitteln angeordnet, die auf einen Beschluss des PRAC der EMA zurückgeht (1). In den neu aufgenommenen Passagen wird die Bedeutung von Polymorphismen des organischen Anion-Transporters OATP1B1 auf Hepatozyten für das Risiko einer Entstehung von Myopathien oder Rhabdomyolysen beschrieben. Pharmakogenetische Untersuchungen hatten zu der Erkenntnis geführt, dass Patienten, die eine bestimmte Mutation des SLC01B1-Gens tragen (c.521T>C) eine erhöhte systemische Exposition von Simvastatin haben, weil dieses Gen ein weniger aktives OATP1B1-Protein kodiert. Für Patienten die homozygot in Bezug auf die Mutation sind, kommt es gegenüber der Normalbevölkerung zu einem Anstieg der Bioverfügbarkeit (AUC) auf im Schnitt 221 Prozent gegenüber Patienten ohne Mutation. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten, die mit 80 mg Simvastatin behandelt wurden und Träger dieser Mutation sind, ein erhöhtes Risiko für Rhabdomyolysen und Myopathien aufwiesen. Auch die bekannte Interaktion von Ciclosporin und Simvastatin beruht auf einer verminderten Transportrate des OATP1B1-Transporters. In diesem Fall wirkt Ciclosporin als Inhibitor des Transporters; infolgedessen es ebenfalls zu erhöhten systemischen Simvastatin-Spiegeln kommen kann. Die neuen Fachinformationen empfehlen, vor einer Verordnung von Simvastatin 80 mg die Genotypisierung des Patienten bezüglich des Vorliegens des C-Allels als Teil der Nutzen-Risiko-Bewertung in Betracht zu ziehen sowie hohe Dosen bei identifizierten homozygoten Trägern von c.521T>C zu vermeiden. Die amerikanische Zulassungsbehörde hatte bereits 2011 empfohlen, keine Neueinstellungen mehr auf Simvastatin 80 mg vorzunehmen. Bereits eingestellte Patienten bräuchten der FDA nach nicht umgestellt werden, wenn Sie die Medikation über mindestens 12 Monate vertragen haben (2). Es gilt weiterhin zu beachten, dass die Abwesenheit der Mutation von c.521T>C nicht so interpretiert werden darf, dass eine Myopathie nicht auftreten kann. Das c.521T>C-Allel hat in der europäischen Bevölkerung eine Prävalenz von ungefähr 18 Prozent (homo- und heterozygote Träger). Andere Statine zeigen keinen oder einen schwächeren c.521T>C-abhängigen Anstieg der AUC (3). Quellen
(1) BfArM; Simvastatin: Risiko für Myopathie und Rhabdomyolyse bei hohen Dosen, Deutsche Textvorgaben für die Umsetzung der verabschiedeten Änderungen der Fachinformationen. www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/TA/PRAC-Signal/SB-simvastatin.pdf?__blob=publicationFile&v=1
(2) FDA; Limit Use of 80 mg Simvastatin; www.fda.gov/forconsumers/consumerupdates/ucm257884.htm
(3) Wilke, R.A., et al.; The Clinical Pharmacogenomics Implementation Consortium: CPIC Guideline for SLCO1B1 and Simvastatin-Induced Myopathy. Clin. Pharmacol Ther.; 2012; 92(1): 112–117.