Ampelkoalition will über Apothekenhonorar reden

Ein Highlight des diesjährigen DAV-Wirtschaftsforums war erneut die gesundheitspolitische Diskussionsrunde. In der Debatte ging es um den Apothekenabschlag, Retaxationen, das Lieferengpassgesetz, die Engpasspauschale in Höhe von 50 Cent und die GKV-Finanzen.

Das Podium war hochkarätig besetzt. Mit dabei waren die gesundheitspolitischen Vertreter der Bundestagsfraktionen: Dirk Heidenblut (SPD), Dr. Paula Piechotta (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP), Kathrin Vogler (Die Linke) und Tino Sorge (CDU/CSU). Für die Apothekerinnen und Apotheker nahmen Dr. Hans-Peter Hubmann (Vize-Vorsitzender Deutscher Apothekerverband) und Thomas Benkert (Präsident Bundesapothekerkammer) an der Diskussion teil.

Benkert berichtete über die aktuelle Lage in den Apotheken. Benkert: „Die Teams sind angespannt und man merkt Verschleißerscheinungen“. Tino Sorge nahm das auf und thematisierte sofort den Apothekenabschlag. Sorge: „Apotheken haben geholfen, dass wir so gut aus der Pandemie gekommen sind“. Der Apothekenabschlag sei ein „völlig falscher Weg“. Vertreter der Regierungskoalition wollten sich nicht in die Karten schauen lassen, wie es dazu kommen konnte. Der Blick richtet sich nun auf eine weitere Reform der GKV-Finanzen. Ein Entwurf vom Bundesgesundheitsministerium soll im Mai vorliegen, wie von den Teilnehmern der Runde zu hören war.

Spannend und leicht aufgeheizt war es dann, als es um eine Honorarerhöhung für die Apotheken ging. Dirk Heidenblut von der SPD sagte dazu: „Es ist für die Apotheken nicht mit einer linearen Honorarerhöhung getan, sondern es geht um die Strukturen. Die Verteilung des Honorars muss sich in der Strukturfrage widerspiegeln". Das nahm Dr. Hans-Peter Hubmann auf und stellte fest: „Es muss zumindest eine an die Inflation angepasste Steigerung des Honorars geben!“.  Die gab es auch nicht unter den CDU-geführten Bundesregierungen unter Kanzlerin Angela Merkel. „Bei vielen Dingen ist nichts passiert, weil der politische Druck nicht da war“, räumte Tino Sorge von der CDU ein. BAK-Präsident Thomas Benkert machte in diesem Zusammenhang den Ampel-Vertretern klar: „Sie sind jetzt gefordert, sie müssen da was tun!“. Das fand Kathrin Vogler (Linke) auch und schlug vor: „Wir wollen die Rabattverträge ersetzen, durch Festbeträge“ Dadurch gebe es eine größere Flexibilität. Die Apotheken könnten die Patientinnen und Patienten schneller versorgen. Dr. Paula Piechotta (Bündnis 90/Die Grünen) zeigte sich gegenüber Honorarforderungen der Apothekerinnen und Apotheker reserviert, machte aber deutlich, dass sie beim Thema Retaxationen „gesprächsbereit“ sei.

Bei der Engpass-Pauschale für die Apotheken in Höhe von 50 Cent wurde es dann zum Schluss der Debatte interessant. Dirk Heidenblut (SPD) gab zu: „Ich finde es gut, dass etwas zusätzlich vergütet wird. Ich sehe die 50 Cent eher als eine Art Platzhalter“.  Es sei ein „merkwürdig aufgerufener Betrag“, fügte er hinzu. Darüber müsse man noch reden. Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP) räumte ein, dass er „verwundert über diese Zahl“ sei. Ullmann sagte, dass man darüber noch einmal in der Ampelkoalition verhandeln müsse.

Die ABDA wird hier weiter Druck machen. Tino Sorge von der CDU hält die Eskalationsstrategie der ABDA offenbar für gut. Er rief den Apothekerinnen und Apothekern mehrmals vom Podium zu: „Bleiben Sie dran, denn Politik heißt auch Mehrheiten zu finden!“