Lücke entdeckt
Für die ARD-Sendung „FAKT“ wurde das Zentrallaboratorium der Deutschen Apotheker gebeten, ein Fazit der Valsartan-Rückrufe aus dem Jahr 2018 ziehen. Die stellvertretende Leiterin Prof. Mona Tawab hat den Fall von Anfang an begleitet. Ihre Erkenntnis heute: „Das Wichtigste, was wir alle aus dem Valsartan-Skandal gelernt haben, ist, dass die Nitrosaminverunreinigung nicht nur Valsartan betrifft, sondern viele, viele Wirkstoffe betreffen kann in Abhängigkeit der Rohstoffe, die verwendet werden, in Abhängigkeit der Lösungsmittel, die verwendet werden. D.h. also, dass wir es hier mit einem viel größeren Problem zu tun haben als ursprünglich vermutet.“ Die Autoren weisen darauf hin, dass es bei den valsartan-haltigen Blutdrucksenkern nicht um das Medikament an sich gegangen sei, sondern um den verwendeten Wirkstoff. Die Produktion des Wirkstoffs bis ins letzte Detail sei meist nur den asiatischen Herstellern und einer europäischen Zertifizierungsbehörde bekannt, heißt es. Auch Mona Tawab sagt, das „Know-How“ gebe keiner gerne Preis: „Wir haben insofern ein Problem, weil die pharmazeutischen Unternehmen die komplette Verantwortung für ihre Arzneimittel und Produkte tragen und für alle in den Arzneimitteln eingesetzte Rohstoffe und Ausgangstoffen. Meiner Meinung nach gibt es hier keinen Rechtsanspruch des pharmazeutischen Unternehmers den Wirkstoffhersteller dazu verpflichten, alle Wirkstoffherstellungsprozesse offen zu legen. Und hier haben wir eine Lücke.“ Die von "FAKT" befragte Pharmakologin Ulrike Holzgrabe (Uni Würzburg) meint, dass sich jeder Hersteller offenlegen lassen sollte, wie die Produktion der Wirkstoffe läuft oder diese selbst durchführen.