EU-Abwasserrichtlinie: Preis äußert sich zu möglichen Auswirkungen
Das Medikament Metformin gegen Typ-2-Diabetes könnte vom Markt verschwinden. Grund ist die neue EU-Abwasserrichtlinie (Urban Waste Water Treatment Directive, UWWTD), die Arzneimittelhersteller dazu verpflichtet, sich an den Kosten einer zusätzlichen Reinigungsstufe in Kläranlagen zu beteiligen. Damit sollen Mikroschadstoffe wie Medikamentenrückstände besser aus dem Abwasser gefiltert werden.
Die "Rheinische Post" (28. Mai 2025) fragte ABDA-Präsident Thomas Preis, was das für die Patientinnen und Patienten heißt. "Sie sind zu Recht verunsichert", sagte er. "Wir befürchten, dass durch die neue Abwasserrichtlinie die Lieferfähigkeit besonders bei den preiswerten Nachahmer-Arzneimitteln sich weiter verschlechtern wird."
Da 80 Prozent aller Medikamente Generika seien, würde das große Auswirkungen für die Versorgung haben. Seit Jahresbeginn seien die Lieferengpässe um zehn Prozent auf fast 550 nicht lieferbare Mittel gestiegen, wird Preis indirekt zitiert. Vor allem Generika seien betroffen, weil hier der Wettbewerb durch Rabattverträge der Kassen stark ist. "Da diese Arzneimittel zunehmend nicht mehr kostendeckend produziert werden können, ziehen sich immer mehr Hersteller aus der Produktion", warnte der ABDA-Präsident.
Preis beschrieb auch, was das für Apotheken bedeutet. "Sie müssen viel Zeit investieren in die Suche nach Ersatzprodukten", mahnte er. Zeit für Rücksprachen mit den Ärzten und für Beratung der Patienten, die ein anderes als das verordnete Mittel erhalten müssten.
In diesem Zusammenhang wird im Artikel auch eine andere EU-Richtlinie erwähnt, die bereits für Lieferprobleme sorgt, die F-Gas-Verordnung. Hier geht es der EU um die Senkung der fluorierten Treibhausgase. Das betrifft auch Dosieraerosole. "Durch die F-Gas-Verordnung besteht schon seit über einem Jahr ein Engpass bei Asthmasprays mit Salbutamol", stellte Preis fest. "Apotheken können die Versorgung der Asthmatiker nur noch durch aus den USA und Spanien importierte Sprays sicherstellen." Große Hersteller dieser Sprays scheuten die Umstellung der Produktion auf klimaneutrale Treibmittel und zögen sich zurück.
Preis machte auch noch einmal klar: "Nicht-gebrauchte Arzneimittel sollten niemals über die Toilette oder den Ausguss in der Küche entsorgt werden". Richtig sei die Arzneimittel über den Hausmüll zu entsorgen. Auch viele Apotheken kümmerten sich um die Entsorgung.