Hin zum Patienten

Die Menschen sind mit uns Apothekern und der Versorgung über die wohnortnahen Apotheken sehr zufrieden. Das ist mehr als ein frommer Wunsch zu Ostern. »Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast« – den Spruch kennen Sie bestimmt. Und ähnliches mag auch für Umfragen gelten. Deshalb muss man sich auch immer ansehen, wer etwas veröffentlicht. Der AOK-Bundesverband steht sicherlich nicht im Verdacht, den Apothekern das Wort zu reden. Er hat kürzlich folgendes zur Infrastruktur veröffentlicht: "Bei der Zufriedenheit belegt die Apotheken-Versorgung deutlich den ersten Platz. Die Zufriedenheitsraten mit den Einkaufsmöglichkeiten und der hausärztlichen Versorgung sind zwar ebenfalls hoch, erreichen aber nicht ganz das Niveau der Apotheken." Warum bewerten Menschen ihre Apotheke so gut? Weil es bei der Arzneimittelversorgung nicht nur um das Arzneimittel, sondern auch um den persönlichen Kontakt geht. Ohne ihn ist eine umfassende pharmazeutische Beratung nicht vorstellbar. Die Bundesapothekerkammer wird die Leistungen der Apotheker weiterentwickeln. Nicht weg vom Arzneimittel, sondern persönlich mit dem Arzneimittel hin zum Patienten – das ist der Geist, der über unseren pharmazeutischen Dienstleistungen erkennbar sein soll. Wir entwickeln und beschreiben derzeit verschiedene Dienstleistungen zur Verbesserung der AMTS, zu denen auch die Medikationsanalyse Typ 2a gehört. Dabei bewertet ein Apotheker die Gesamtmedikation des Patienten und spricht ausführlich mit ihm darüber. Gibt es Probleme mit der Therapietreue oder ist jemand unsicher, wie ein Arzneimittel angewendet wird und macht dabei Fehler? Im persönlichen Gespräch lässt sich das leicht erkennen – anders als mit einer App oder einem Online-Fragebogen. Kann jeder Apotheker diese Dienstleistung erbringen? Ich bin überzeugt: Ja! Möglicherweise nicht sofort oder jederzeit im hektischen Alltags­geschäft, aber mit den entsprechenden Fortbildungen und der entsprechenden Betriebsorganisation sind pharmazeutische Dienst­leistungen für jeden Apotheker möglich. Eine perfekte Gelegenheit für Fortbildungen ist der pharmacon-Kongress in Meran, der am 26. Mai startet. Eine Woche voller wissenschaftlicher Vorträge und der Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit Kollegen. Denn jeder Einzelne von uns, aber auch der gesamte Berufsstand stehen vor großen Herausforderungen. Wenn wir gemeinsam wollen – und das haben wir im Strategiepapier beschlossen – kann jeder die Herausforderungen meistern. (Text: Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, erscheinen in der Pharmazeutischen Zeitung 16/2019)

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