Unerwünschte Wirkungen von Temozolomid an der Lunge

Die AkdÄ informiert auf ihrer Homepage sowie im Deutschen Ärzteblatt Nr. 12 vom 26. März 2010 über eine Alveolitis unter Temozolomid (Temodal®). Das Zytostatikum ist zugelassen für die Behandlung von malignen Gliomen. 2008 wurden in Deutschland etwa 800 000 Tagesdosen verordnet, mit steigender Tendenz. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Temozolomid sind Obstipation, Übelkeit und Erbrechen sowie Blutbildveränderungen. Häufig wird eine dauerhafte Müdigkeit geschildert. Es kann zu juckenden Hautausschlägen und Haarausfall kommen. Im Rahmen der Lymphopenie bei längerer Einnahme werden selten atypische Pneumonien durch Pneumocystis jiroveci (früher P. carinii) beobachtet. Bei einer 64-jährigen Patientin wurde im Jahr 2000 erstmalig ein Oligoastrozytom Grad II diagnostiziert. Nach der Resektion kam es 2008 zum Rezidiv. Es wurde erneut reseziert und eine Radiotherapie in Kombination mit Temozolomid eingeleitet. Nach Einnahme von Temozolomid über etwa drei Monate wurde die Patientin mit einer zentralen Lungenembolie stationär aufgenommen. In der Lunge zeigte sich zusätzlich eine basal betonte Alveolitis. In der bronchoalveolären Lavage war ein deutliches Überwiegen der Lymphozyten festzustellen, was als Bestätigung der nichtbakteriellen Genese der Alveolitis gewertet wurde. Als ursächlich für die entzündlichen Veränderungen der Lunge wurde Temozolomid angesehen. Die Lungenembolie wurde mit niedermolekularem Heparin behandelt. Die Patientin konnte nach elf Tagen aus der stationären Behandlung entlassen werden. In der Fachinformation von Temodal® sind Alveolitiden oder Pneumonitiden bislang nicht als unerwünschte Arzneimittelwirkungen aufgeführt, jedoch findet man in der Literatur drei Fallberichte von Pneumonitiden im Zusammenhang mit Temozolomid. In der gemeinsamen Datenbank von BfArM und AkdÄ sind 455 Verdachtsberichte über unerwünschte Arzneimittelreaktionen von Temozolomid erfasst. Am häufigsten wurden Leuko-, Thrombo- und Panzytopenien gemeldet. Außer dem oben dargestellten Fall werden vier weitere Fälle von Pneumonitis berichtet. In einem der drei anderen Fälle werden außer Temozolomid zwei weitere Arzneimittel (Irinotecan und Dexamethason) als möglicherweise ursächlich angegeben. Die AkdÄ geht davon aus, dass Temozolomid in seltenen Fällen ursächlich für eine Pneumonitis ist. Wenn unter der Behandlung klinische Symptome wie Dyspnoe oder unproduktiver Husten auftreten oder bildgebende Verfahren entsprechende Befunde zeigen, soll diese Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden. Damit die pulmonale Schädigung nicht fortschreitet, soll Temozolomid abgesetzt und gegebenenfalls mit Kortikoiden behandelt werden.

Bitte teilen Sie der AMK alle Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen auf unserem neuen UAW-Berichtsbogen mit.

PZ 13/10